Der Manta-Tod in Heizer-Hand

1. Februar 2003. Rainer Manthey ist auf demm Weg zu einer Oldtimerausstellung in Bremen, als sich am Telefon ein Rechtsanwalt meldet und mitteilt, dass er im Rahmen einer Nachlassauflösung u.a. einen Manta-A verkaufen müsse: 12S Standard, Bj. 11/72, Ziegelrot, innen schwarzer Stoff, 48 tkm laut Tacho, 1. Hand, Org. Zustand, unrestauriert, seit 6 Jahren abgemeldet, VHB 2.200 Euro, Standort Nähe Osnabrück.

Das Auto müsse weg, da die Garage bereits gekündigt sei. Rainer nahm sich seine Liste mit potentiellen Interessenten, von denen er sechs erreichte. Am nächsten Morgen rief der Anwalt erneut bei Rainer an und sagte, dass sich bisher niemand bei ihm gemeldet habe. Der Anwalt schien ziemlich unter Druck, denn mehrfach drohte er an, den Wagen einfach auf die Straße zu schieben.

Rainer entschloss sich daraufhin zu einer Besichtigung am selben Tag, denn allzuweit hatte er es von Bremen nicht. Gegen 15.00 Uhr erreichte er den Treffpunkt. Der Manta hatte tatsächlich erst 48.000 km gelaufen, war rostfrei (!) und gepflegt. Den Wagen bedeckte zwar eine dicke Staubschicht aber von Schimmel keine Spur. Lediglich die Bremsen waren fest und die Reifen platt. Alles weitere am Wagen war völlig original. Der Anwalt schilderte nochmals seine Not und über den Preis ließe sich reden. Rainer telefonierte also nochmals seine Liste ab, aber keiner wollte anbeißen. Rainer hätte den Wagen wohl gerne selbst genommen, aber wegen Platzmangel war dies nicht möglich.

Während Rainer den Wagen weiter begutachtete, telefonierte der Anwalt pausenlos mit irgendwelchen Interessenten von Opel- und Manta-Clubs. Gegen 17.00 Uhr rollte ein B-Ascona mit Trailer aus Rostock im Zustand 5 (!) und mit 07er-Nummer (!) auf den Hof. Drinnen saßen drei ziemlich schräge Figuren, alle höchstens 20 Jahre alt. Einer begann sofort mit dem Anwalt zu verhandeln und die anderen beiden untersuchten den Manta. Rainer hielt sich zurück und beobachtete das Treiben zunächst nur.

Die Jungs aus Rostock waren schnell bei der Sache. Nach nur 10 Minuten wechselten 1.550 Euro den Besitzer und der Manta wurde mit gelösten Bremsen und auf eigenen Rädern aus der Garage geschoben.Jetzt, wo der Wagen im Freien stand, war kurz Gelegenheit sich noch den Unterboden näher anzusehen: Kein Rost und keine Spur von Reparaturschweißungen. Rainer fragte vorsichtig an, was die drei denn mit dem Wagen vorhätten.

Ziemlich rotzig bekam er die Antwort: "Der wird noch heute komplett leergeräumt und soll als Basis für den Neuaufbau eines verunfallten 16V-Umbaus dienen. Aber davon haben Sie ja wohl kaum einen blassen Schimmer!"

Daraufhin verkniff sich Rainer lieber weitere Fragen und dachte sich wohl seinen Teil zu seiner Kenntnis über den Manta-A. Der Wagen wurde aufgeladen und weg waren die drei Rostocker. Rainer sammelte noch einige Teile der Ausschlachtaktion ein, die bereits vor dem Aufladen begonnen hatte: Neues Reserverad, Nebenaggregate des Motors, Kofferraummatte und zwei Tüten voller Kleinteile.

An einer neuen (unglaublichen) Erfahrung reicher fuhr Rainer über die A1 zurück nach Hause. Etwa 40 km vor Hamburg entdeckte er die Rostocker auf einem Rastplatz. Rainer parkte in Sichtweite und schaute sich das Treiben an, denn die drei schraubten schon heftig an dem Manta herum. Kurz darauf flog der Motor samt Getriebe in die Botanik! Nur etwas später wurde die Hinterachse diskret ins Unterholz geschoben. Auspuff und diverse Teile der planlos herausgerissenen Innenausstattung wurden kurzerhand im Müllconatiner entsorgt. Und schon ging die Fahrt der drei weiter in Richtung Rostock.

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