Manta-A persönlich

Fahrzeugvorstellung von Andreas Bober

Andreas Manta-AGestatten: Mein Name ist Manta. Manta AL.
Zum Leben erweckt wurde ich am 24. Oktober 1974, zuvor hat man mich in Bochum zusammengeschraubt. Ich bin einer der letzten 305 meiner Art, die zwischen Juli 1974 und Juli 1976 neu für den Straßenverkehr zugelassen wurden. Danach gab es von unsereins keine Neuzulassungen mehr weil unsere Produktion im August 1975 eingestellt wurde. Insgesamt hatte man 498553 meiner Art in verschiedenen Ausführungen produziert.

Ich gehöre zu den glücklichen meiner Spezies, denen man 90 PS und eine Automik spendierte. Mit diesen Angaben, die sich mit Hilfe meiner Schlüssel- und Fahrgestellnummer ermitteln lassen verliert sich meine Historie im Dunkeln der nächsten 15 Jahre.
Bis dahin wechsele ich fünf Mal den Besitzer, was mir leider gar nicht gut bekommt. Irgendwann Anfang der 80er Jahre schneidet man mir mein hübsches Blechkleid auf und eines dieser hochmodernen Glasdächer wird montiert. Zum Schluss muss ich mich noch mit falschen Federn schmücken lassen. Nicht, dass ich etwas gegen meine stärkeren Brüder hätte, aber GTE Streifen auf einem AL sehen irgendwie unpassend aus. Na, ja der Sohn meiner Besitzerin, will nicht wahrhaben, dass ich mit meiner Automatik nicht ganz so flott unterwegs bin und greift zur Spraydose. Ein scheußliches Ergebnis. Aber ich soll wenigstens schnell aussehen.

Irgendwann wird es dann immer schwieriger, mich über den TÜV zu bekommen. Hier ein Reparaturblech eingesetzt, dort etwas drübergebraten. Meine Wagenheberaufnahme wird kurzerhand durch ein Stück Eisenrohr ersetzt.
Dann kommt das Jahr 1990. Meiner Besitzerin bin ich mit dem angefallenen Reparaturstau wohl zu teuer. Der Lack stumpf, die unsäglichen schwarzen Streifen, die Bremsen ohne richtige Wirkung, der Auspuff undicht: So werde ich mit mehr als einem Jahr TÜV und ASU-Segen in die Ecke bei einem Motorradhändler geschoben. Monatelang stehe ich da herum. Ich habe die Hoffnung auf ein weiteres Autoleben schon aufgegeben, da schleichen eines Tage Ende August zwei Personen um mich herum, um dann auch sofort wieder zu verschwinden.

Aber: Sie kommen wenige Tage wieder, haben rote Kennzeichen mitgebracht und holen mich vom Hof. Damit beginnt mein zweites Leben und eine Freundschaft, die noch heute hält.
Die nächsten 80 Kilometer muss ich mir echt Mühe gegeben. Ich lasse die Gänge ordentlich schalten, klappere nur ganz wenig mit den Ventilen und hole aus meinem Hauptbremszylinder und meiner Handbremse alles raus, um mich zum Stehen zu bringen. Es ist abenteuerlich, aber ich komme bei meinem neuen Zuhause wohlbehalten an.

RestuarierungDort mache ich dann die Bekanntschaft von Schweißgerät, Flex und manch anderem nützlichen Werkzeug. Die Garage ist gut ausgestattet, Ersatzteile hat der freundliche Autoteilehändler um die Ecke entweder auf Lager oder kann sie innerhalb weniger Tage bestellten.
Anfangs denkt mein neuer Besitzer noch, er könne mich innerhalb von vier Wochen wieder auf die Strasse lassen. Da weiß er noch nicht, wie die braune Pest an unsereins wüten konnte. Mit jedem Schnitt ins marode Blech wird ihm das dann wohl deutlicher. Ich befürchtete schon er wird mich aufgeben, aber mit viel Geduld und der tatkräftigen Hilfe eines Freundes stehe ich ein halbes Jahr später wieder auf meinen vier Rädern.

Leider hat mein Besitzer jetzt aber kein Geld mehr für eine professionelle Lackierung. So muss es eine Garagenlackierung tun. Damit fahre ich die nächsten 18 Monate unauffällig im Alltagsbetrieb herum, bis sich ein Golf II ungebührlich nähert und seinen Stoßfänger in meine Keckpartie rammt. Da habe ich nun eine tolle Beule im hinteren rechten Eck des Seitenteils mit allen anderen dazugehörenden Schäden. Aber es soll schlimmer kommen.
Nur kurze Zeit später touchiert ein Sierra den vorderen Kotflügel auf der gleichen Seite. Jetzt habe ich zwei Dellen. Die Versicherungen stellen sich zickig an und wollen nicht zahlen. Die Werte unserer Gattung sind damals eben noch Auslegungssache. Glücklicherweise sieht das der Sachverständige eines bekannten Prüfunternehmens ganz anders und stellt den Liebhaberstatus fest.
Trotzdem werde ich nicht repariert, sondern verbringe seit dem mehrere Monate des Jahres in der Garage. Mein Besitzer fährt in dieser Zeit eine dieser modernen Kisten mit Kat und ABS und holt mich nur während der Sommermonate hin und wieder auf die Straße. Die Beulen repariert er in der Zwischenzeit mit Spachtelmasse und Spraydose. Das sieht nicht doll aus, ist aber immer noch besser als verbeult herumzufahren. So werde ich langsam immer älter.

Diverse TÜV-Prüfungen und AU-Untersuchungen bestehe ich ohne Probleme. Einen Satz neue Reifen bekomme ich spendiert, am Auspuff wird ein kleines Loch zugeschweißt. Ansonsten verhalte ich mich unauffällig. So reife ich langsam zum Oldtimer.
Wie wir alle wissen hat der Gesetzgeber vor die Weihe zum Oldie ein entsprechendes Gutachten gesetzt. Schrottkisten und solche, die es werden wollen, laufen Gefahr gar nicht erst zugelassen zu werden.
Und ehrlich gesagt: Mit meinen do-it-yourself reparierten Dellen, der inzwischen nicht mehr akzeptablen Garagenlackierung und manch anderem Wehwehchen habe ich wirklich nicht mehr den Mut, mich dieser Prüfung zu stellen. Immerhin ist in den letzten Jahren außer den regelmäßigen Wartungen zum „Sommergastspiel“ nichts mehr an mir gemacht worden.

Vor der LackierungJetzt will mein Besitzer aber unbedingt, dass mich dieses kleine H auf dem Kennzeichen ziert. Deshalb stellt er mich zuerst beim Lackierer vor und besprich die nötigen Vorarbeiten. Kurz darauf überholt er zusammen mit seinem langjährigen Manta-Schrauber-Freund meine Technik und ich werde zum zweiten Mal zerlegt. Motor und Achsen bleiben an Ort und Stelle.

Der Einsatz von Schweißgerät und Flex hält sich in Grenzen. Doch auch diesmal läuft die Zeit davon und anstatt im Oktober - zu neuem Glanz erstrahlt - meinen Oldie- Geburtstag zu feiern, stehe ich demontiert herum. Hin und wieder werden in der Garage neue Teile abgelegt. So mache ich unter anderem die Bekanntschaft einer monzablauen Beifahrertür, die mir ihren Scheibenhebermechanismus spendiert. Ein Kofferdeckel wird angepasst, weil sich meiner inzwischen an den Kanten auflöst. Endlich bekomme ich auch wieder verchromte Stoßstangen zu sehen. Jahrelang musste ich mit geflickten und anschließend schwarz lackierten Stoßfängern zufrieden sein. Da sind mir die neuen Teile schon lieber, auch wenn der Chrom nicht mehr ganz so in Ordnung ist.

Neuer Lack

hintenÜberhaupt habe auch nach der neuen Lackierung immer noch meine kleinen Macken. Der Chrom glänzt nicht mehr ganz so doll, für das Öffnen und Starten benötigt mein Besitzer verschiedene Schlüssel und Motor- und Kofferraum hat er mit dem Pinsel lackiert.

Die Sitze sind nur noch im selbst angepassten Bezügen schön und die 80erJahre-Basswummen-Hutablage wurde mit schwarzem Stoff überzogen, nachdem die Löcher mit dünnem Sperrholz wieder verschlossen wurden. Radchrom fehlt mir vollständig, weshalb man mich auch nicht als Luxusversion erkennt.

Auch die Rochen und 1900er Embleme liegen noch im Ersatzteilregal. Mal sehen, vielleicht bekomme ich die im Sommer angepasst. Mein Teppich ist noch immer der Erste und entsprechend angegraut – aber das ist mein Besitzer inzwischen auch. Wir können eben beide keine Schönheitswettbewerbe mehr gewinnen. Trotzdem haben wir bei den Ausfahrten mit anderen Oldies wieder viel Spaß und lernen jeden Menge nette Leute kennen.

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Oblgatorisches: Der Beitrag wurde inhaltlich-redaktionell nicht bearbeitet. Er wurde wie eingesandt veröffentlicht. Der Text unterliegt dem Copyright von Andreas Bober. Er ist auch für den Inhalt verantwortlich. Ggf. geäußerte Meinungen entsprechen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion, ggf. gemachte Angaben wurden nicht von der Redaktion auf Richtigkeit überprüft.

Beitrag veröffentlicht am: 01.05.2006

 

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