Ausstellung Erhard Schnell

Autodesigns für Opel aus den 60er und 70er Jahren

In der Zeit vom 10. Oktober bis 18. November 2001 waren im Kulturforum der Stadtresidenz Oberursel Design-Zeichnungen aus den 60er und 70er Jahren des "Opel-Zeichners" Erhard Schnell zu sehen. Zur Vernissage am 9. Oktober war nicht nur Herr Schnell persönlich zu gegen, sonder auch zwei seiner "Kinder".

Erhard Schnell, geboren 1927 in Frankfurt und langjähriger Chefdesigner von Opel, stellte dort die Originalentwürfe seiner ersten großen Opelmodelle aus, die er noch selbst mit Pastell und Marker zeichnete. Er war der "Vater" des legendären Opel GT und bis Anfang der 90er-Jahre auch federführend für den Opel Calibra und Opel Vectra als Chefdesigner für Opel tätig. Neben diesen beiden Produktionscoupés ist sein Name auch z.B. mit Rekord C, Manta-A, Ascona-B, Kadett D und Corsa A verknüpft. Seine herausragenden künstlerischen Fähigkeiten machten ihn im Hause Opel noch zum Zeichenlehrer vieler anderer Designer.

Opel GTDie Ausstellung zeigte im Schwerpunkt den Weg zum einzig wirklichen Sportwagen von Opel, der Opel GT. Erhard Schnell hat mit seinen Entwürfen zum Opel GT - Anfang der sechziger Jahre - den GT quasi geboren. Er war damals beeinflusst durch den ehemaligen Chefdesigner von Chevrolet McKichan, der damals zu Opel gewechselt war und für frischen Wind im Autodesign bei General Motors sorgte. Während eines einjährigen Aufenthalt in Detroit unter der Führung von Clare McKichan konnte Herr Schnell sein Designhandwerk perfektionierten. Wieder in Deutschland flossen diese Erfahrungen in die sogenannten "Advancestudios" von Opel ein, wo er die ersten Entwürfe für den Opel GT bereits 1962 anfertigte, der aber erst 1968 produziert wurde.

Viele der ausgestellten Arbeiten waren erstmalig zu sehen, andere kannte man vielleicht noch aus alten Autozeitschriften. Neben dem Opel GT gab es unter anderem Vorentwürfe zum Facelifting des A-Kadett, Entwürfe zum C-Kadett und anderer Opel-Oldtimer zu sehen. Aber auch faszinierende visionäre Autodesigns und Studien, die auch heute noch aktuell wären.

Insgesamt waren 31 Original-Entwürfe aus den Jahren 1962 bis 1967 zu bestaunen, wobei sich einige durchaus dazu geeignet hätten, als exklusiver Wandschmuck in einem Wohnzimmer zu hängen. Mir persönlich am besten gefallen hat z.B. eine Detailstudie für Scheibenwischer und Lufteinlassschlitze für den GT. Leider wirkten die Exponate im Foyer etwas verloren, da sie auf zwei Etagen verstreut in verwinkelten Raumsituationen präsentiert wurden. So fiel die Gesamtausstellung einem unbedarften Besucher vermutlich kaum auf. Wer jedoch gezielt wegen der Entwürfe in die Stadtresidenz kam, wurde reichlich belohnt. Schließlich bekommt man nicht alle Tage derartige Originalentwürfe zu Gesicht. In Sachen Manta-A gab es allerdings nichts zu sehen, schließlich war die Ausstellung auf den Opel GT ausgelegt.

Dennoch ist Erhard Schnell eng mit der Entwicklung des Manta-A verwoben. Er war in dessen Entwicklungsphase Leiter des Studio 1 / 3 für Advanced Design, das sich um die Vorentwürfe kümmerte, und hat die Ideen von George Gallion und Charles Jordan (ab 1967 Nachfolger von McKichan) umgesetzt. Wer mehr über Erhard Schnell und andere "Entwerfer" bei Opel erfahren möchte, kann dazu im Opel Jahrbuch 2001 Interessantes nachlesen.

Abschließend eine kurze Biographie:

Erhard Schnell besuchte zunächst die Werkkunstschule in Offenbach und wird Gebrauchsgrafiker, bevor er 1952 zu Opel in Rüsselheim kommt. Sein erster "Coup" ist 30 cm lang und von aufregender Formensprache geprägt: der Schriftzug auf den Vorderkotflügeln der Rekord P1-Typen.

1961 perfektioniert er in Detroit sein Designhandwerk und wird 1962 Studio-Assistent und 1964 Leiter der Studios für Advanced Design in Rüsselsheim.

Neben den bereits weiter oben genannten Modellen entwirft er Design-Studien für Diplomat CD, Opel Genéve, GT 2+2 und Tech 1.

1992 geht er als dienstältester Opel-Designer mit 65 Jahren in den Ruhestand.

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